Mama und Partnerin

Wir alle üben verschiedene Rollen aus, jeden Tag. Wir sind Mutter, Tochter, Schwester, Freundin und Partnerin. Achja, und irgendwie im Kern auch so ein bisschen wir selbst. Mal von den vielen Abstufungen, die die jeweilige Rolle mit sich bringt, ganz abgesehen, ist es gar nicht so leicht, die Rollen übereinander zu bringen.
Mit die schwierigste Kombination (neben Mutter und Berufstätige, aber dazu ein anderes Mal) finde ich es, die Rollen Mutter und Partnerin in Einklang zu bringen.

Während der Schwangerschaft verändert sich bei der Frau so einiges. Und das nicht nur körperlich, denn alles richtet sich darauf aus, das neue Leben zu erhalten und zu versorgen. So ist es gar nicht ungewöhnlich, dass die neue Priorität Nr.1 auch nach der Geburt das Baby ist.

Es gibt auch andere Fälle, und bitte, wenn Du dazu gehörst, dann fühle Dich jetzt nicht schlecht. Wir sind alle individuell und genauso soll das auch sein. Es geht hier auf keinen Fall um Richtig oder Falsch, auch nicht um Ausprägung verschiedener Bedürfnisse. Es soll hier und heute einfach um den (inneren wie äußeren) Konflikt zweier Rollen gehen, die wir, wenn wir ein Kind bekommen haben, häufig ausüben.

Deswegen wechsel ich jetzt auch in die Ich-Form und erzähle aus meiner Perspektive.

Meine Welt hat sich mit Schwangerschaft und Geburt ziemlich verändert. Während sich vorher viel um meinen Beruf, meine Hobbies und meine Partnerschaft drehte, war jetzt der Mittelpunkt der Welt dieses kleine, kuschelige, warme Bündel, dass den Großteil der Zeit an meiner Brust lag, ob stillend oder auch nur schlafend.

Ein kleines, großes Riesenwunder, ein neues Licht, dass ich tragen und halten durfte. Und ich brauchte auch gar nicht mehr.
Ich hatte (und habe) einen liebevollen Ehemann, der sich rührend um meine Bedürfnisse (wie Pausen, Essen, Schlafen …) gekümmert hat und die ganze Nähe, die ich brauchte, erhielt ich von diesem Schnuffelpaket auf meinem Bauch.

Nähe, Zeit füreinander, Zeit miteinander, Gemeinsamkeiten… Viel war davon ganz akut gar nicht mehr übrig. Da war nun vielmehr ein ich und mein Kind, ich und meine Familie, aber kein ich und mein Mann.
Nein, das heißt nicht, dass ich meinen Mann nicht liebe. Das heißt nicht, dass ich ihn nicht mehr als Mann haben will. Ich hatte nur nicht mehr viel Raum für Partnerschaft. Ich war ausgefüllt damit und davon, Mami zu sein. Das hat mich vollkommen zufrieden gestellt.
Natürlich kamen dann mit der Zeit auch andere Dinge zurück: Bücher, Musik, Filme (allerdings sehr begrenzt), und meine Tätigkeit als Ärztin, zumindest in der Form von Weiterbildung, jetzt mittlerweile auch wieder als Beruf(ung).

Aber kuscheln – das übernahm mein Sohn. Mit Wärme und Nähe war ich damit ausgefüllt.
Und all die anderen Sachen, die wir vorher gemeinsam gemacht hatten, die waren nun mit Baby eben nicht drin.
Nicht schlimm, oder?

Nein, für mich zunächst mal nicht. Für meinen Mann? Ohja. Denn so lieb er auch den Kleinen hat, ihm fehlten jetzt doch eben so einige Dinge. Er hat ja auch nicht einen ganzen Riesenhaufen an Hormonen, der so einiges überbrückt.

Und nach einiger Zeit begann die Partnerschaft schwieriger zu werden.
Weil es eben an Partnerschaft fehlte.
An Zeit zu zweit.
Auch.
Aber vor allem auch an gemeinsamen Dingen außerhalb des Kindes.

Eine neue Linie zu finden, ist nicht gerade leicht. Es braucht häufiges Justieren, Nachstellen von winzigen Schräubchen. Überdenken auf beiden Seiten, was denn wirklich wichtig ist, woran man überhaupt etwas tun kann (und will) und wie das Ganze aussehen soll.

Ich kann für mich sagen, wir sind auf einem guten Weg.
Aber es hat auch noch nie so viel Konflikt gegeben, soviel Schwierigkeiten, soviel Diskussion, Unsicherheit und gruselige Gedanken, wie seitdem aus Zweien Drei geworden sind.

Wie man diese Thematik löst?
Jeder auf seine Weise, das steht fest.
Aber mit manchen Dingen kann man sich helfen:

Mit viel Reden, damit wir immer wieder wissen, wie es in dem anderen aussieht. Wo der andere die Schwierigkeiten mit hat.

Mit Nähe, die man sich wieder schenkt – auch wenn es wahnsinnig schwer fallen kann.

Mit kleinen Dingen, die man eben doch gemeinsam tut und sei es nur ein gemeinsames Ritual beim Abendessen, bei dem sich das Gespräch uns beiden zuwendet und das Kind zumindest für diesen Augenblick nicht im Mittelpunkt steht.

Natürlich ist es für alle anders. Auch die Probleme sind unterschiedlich, die Anforderungen und damit auch die Strategie.
Was aber für uns alle gilt, ist wohl Folgendes:
Solange wir nur nach unseren Bedürfnissen gucken, kann es nicht funktionieren.
Erst wenn wir offen alle (!) Bedürfnisse, Mutter, Vater und Kind, auf den Tisch legen, die Karten zeigen, besprechen wo wir stehen und wirklich versuchen, uns in den anderen hineinzuversetzen, erst wenn wir wirklich ein Miteinander wollen, dann kann es auch gelingen, die so schwer zu vereinbarenden Rollen – Mama und Partnerin – übereinander zu legen.

Und ich wünsche Dir, die Du das hier liest, jede Menge Geduld, Vertrauen und auch das Quentchen Glück dazu, um einen guten Weg zu finden.

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